die britische Geschmacksmanufaktur Laura Santtini war so nett, mir eine Probe ihrer sagenumwobenen Taste #5 Umami Paste zukommen zu lassen. Großartiges Verpackungsdesign, eine tolle Story um das Produkt gestrickt, mein Marketing-Herz pocht laut - bis dahin alles richtig gemacht.

Um zu verstehen, um was es hier eigentlich geht, braucht es ein bisschen Geschmackstheorie vorab. Manche mögen sich noch erinnern, als wir das in der Schule gelernt haben: Unsere Zunge kann genau 5 Geschmacksrichtungen schmecken: Salzig, sauer, süß, bitter und umami. Das war’s. Alles andere passiert in der Nase und ist eigentlich Geruch und nicht Geschmack.

Umami ist der besagte fünfte Geschmackssinn. Das klingt sehr japanisch - ist es auch und bedeutet auf deutsch soviel wie “wohlschmeckend, würzig”.

Laura Santtini hat den Versuch unternommen, diesen ominösen Umamigeschmack mit einer Paste nachzuempfinden. Die Zutaten sind kein Geheimnis: Tomatenmark, Knoblauch, Anchovispaste, schwarze Oliven, Balsamico Essig, Steinpilze, Parmesankäse, Zitronensäure, Olivenöl, Essig, Zucker und Salz. - Also eine ganze Latte an sich schon intensiv schmeckender Zutaten. Was gibt das jetzt? Geschmack hoch 12? - Mal sehen.

Die Packungsbeschriftung gibt sich jedenfalls selbstbewusst: The ultimate flavor bomb to enhance any avoury dish - heißt soviel wie: Die ultimative Geschmacksbombe um jedes herzhafte Gericht zu pimpen. - Na da liegt die Latte ja schon mal ziemlich hoch.

Dann wollen wir die ultimative Geschmacksbombe mal zünden. Ganz mutig natürlich direkt pur: BUUUMM!! Explosion - aber nicht unbedingt im positiven Sinne. Sehr streng - nicht “wohlschmeckend”. Irgendwie nach Tomatenmark mit Knoblauch und Anchovispaste. Damit wäre das erste Anwendungsbeispiele auf der Packungsbeilage für mich schon mal durch “schmiere auf Crostini, Pannini, Brusccetta…” - Never ever! Selbst bei den Briten kann ich mir nicht vorstellen, dass sie sich das Zeug auf’s Brot schmieren wie Nutella.

Aber ich zeige mich weiter unerschrocken, es war ja noch kein herzhaftes Gericht im Spiel. Bitter alleine schmeckt ja auch gruselig, also muss Umami pur auch nicht lecker sein. Was wir brauchen ist ausgewogene Komplexität!

Von diesem Moment an kam die Paste in so ziemlich alles, was kein Nachtisch war. In Currys, Dressings, Dips, Frikadellen, Saucen, Suppen - und siehe da: Es funktioniert! Es ist ein bisschen so wie bei Muskat, wenn man’s rausschmeckt war’s zuviel, knapp drunter bringt’s richtig Wumms. Je komplexer der Geschmack des Gerichtes umso größer ist der Effekt. Umami bringt tatsächlich mehr Tiefe und eine ganz spezielle irgendwie undefinierte Komplexität in den Geschmack.