Dreams on a Plate

TAPAS & WEIN AUF RHEINHESSISCH

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Üblicher Weise sucht man ja den Wein passend zum Essen aus. Doch nicht heute, denn es gilt einen Kochwettbewerb zu gewinnen bei dem es genau anders herum sein soll. Der Rheinhessenwein e.V. lädt zwölf ausgesuchte Blogger ein, passend zum Wein Rheinhessische Tapas zu kreieren. Eine Aufgabe, die ich eigentlich sehr spannend finde.

Doch vor mir steht eine Kiste, deren Inhalt meine Euphorie etwas dämpft. Die drei Flaschen Wein gefallen mir gut, aber daneben befinden sich noch einige mehr oder weniger langweilige Zutaten: Kohlrabi, grüne Bohnen, rote Beete, Kartoffeln, ein Ring Fleischwurst und ein Glas Rheinhessisches Wildkräuter-Pesto. Na toll - daraus soll ich was machen. Suuuper. Aber lasst uns positiv bleiben - die anderen Blogger haben es ja auch nicht einfacher.

Die Aufgabe


Die Aufgabe lautet, aus den drei Weinen zwei auszusuchen und mit mindestens drei der sechs Zutaten zwei "Tapas" zu kreieren, die möglichst gut zu jeweils mindestens einem der Weine passen.

Zu kompliziert? - Eigentlich nicht, aber um das trotzdem etwas zu entzerren, werde ich einfach zwei Weine aussuchen und dann alles verarbeiten, was in der Kiste liegt. Damit kann ich eigentlich nicht falsch liegen wenn's denn nachher schmeckt.

Die Strategie


"Food-Pairing" heißt das Zauberwort. Foodpairing ist eine Disziplin, die inzwischen wissenschaftlich betrieben wird und am besten funktioniert, wenn man einen Gaschromatografen hat. Damit lassen sich Aromen-Profile von Lebensmitteln erstellen und wenn die ähnlich sind, dann passen die Lebensmittel auch geschmacklich zusammen. Das funktioniert erstaunlich gut. Natürlich hat niemand so ein Gas-Chrom-Dings-Bums zuhause. Aber Zunge und Gaumen tun's ja vielleicht auch.

Das zweite Zauberwort heißt "Tapas". Wir leihen uns also aus der Spanischen Esskultur eine Geniale Idee und servieren kleine Leckereien, die perfekt zum Wein passen und vorzugsweise extrem köstlich, ziemlich fett und salzig sind. Da wären zum Beispiel die berühmten Patatas Fritas (Bratkartoffeln) mit Aioli (Knoblauch-Mayonnaise) oder Hackfleischbällchen in scharfer Soße.

Aber so einfach ist das natürlich nicht. Wir können hier nicht einfach anfangen intereuropäischen Freihandel mit kulinarischen Kulturgut zu betreiben. Es ist komplizierter. Zum einen haben wir es hier nicht mit einem Spanischen Rioja zu tun sondern mit Rheinhessischen Weinen die ganz andere Aromen brauchen um geschmacklich "unterstützt" und nicht "erschlagen" zu werden und zum zweiten wollen wir uns die Rheinhessischen Esskultur bewahren. Und dann wären da ja noch die Zutaten, die uns schon ein Stück weit die Richtung vorgeben.

Der Wein


Fangen wir erst mal mit den Weinen an. Die Wahl war wirklich einfach und glasklar. Wein Nr. 1: Silvaner RS 2017 vom Weingut Posthof Doll & Göth.

Weingut Posthof Doll & Göth, Silvaner RS 2017
Weingut Posthof Doll & Göth, Silvaner RS 2017

Dieser Wein ist mir bereits wohl bekannt. Ein Vorzeige-Silvaner mit wundervoll frischen Aromen von frisch gemähtem Gras, unreifer Birne, Muskat, wilden Kräutern und einem buttrigen Körper mit feinen Frucht/Säure-Spiel. Ein toller Terrassen-Wein zum günstigen Preis.

Wein Nr. 2: Niersteiner Spätburgunder 2015 von Georg Gustav Huff

Georg Gustav Huff, Niersteiner Spätburgunder 2015
Georg Gustav Huff, Niersteiner Spätburgunder 2015

An einem Spätburgunder komme ich sowieso nicht vorbei. Und wenn ich gewusst hätte, dass er sich noch in vielerlei Hinsicht als große Überraschung herausstellen wird erst recht nicht. Der Niersteiner Spätburgunder ist ein Pinot Noir wie er im Buche steht. Er riecht wunderbar nach feuchtem Waldboden, erdig und satt. Ein leichter, ganz dezenter Anklang von Vanille, rauchiges Holz und Nelken. Dann kommt die volle Frucht, tolle Wildkischaromen etwas Kaffee und dann hinten raus weiche aber sehr präsente Tannine. Wenn man bedenkt, das das "nur" ein Ortswein ist - quasi der kleine Bruder eines hochdekorierten Lagenweins - bin ich um so mehr beeindruckt. Mit einem Preis von € 10,50 ein echtes Schnäppchen, der so manchen Kollegen, der das doppelte kostet in den Schatten stellt.

Jetzt wird "gepairt"


Wenn wir uns wie vereinbart die Rheinhessiche Esskultur bewahren wollen, darf einer auf keinen Fall fehlen: der Spundekäs'. Die Schwierigkeit dabei: die Zutaten-Kiste gibt so garnichts her in dieser Richtung - und die Konsistenz ist auch nicht so richtig Tapas-fähig. Als Dip vielleicht, aber der Dip spielt immer die zweite Geige. Der Spundekäs' hat's aber verdient, in der ersten Reihe zu spielen. Ich muss es also schaffen, den Spundekäs' in's Fingerfood-Format zu transferieren.

So kam mir der Gedanke an gegrillten Feta-Käse. Durch die Wärme verliert er alle seine derben Schaaf-Aromen und bekommt eine wunderbar weiche Konsistenz. Das kombiniert mit Paprikagewürz und rohen Zwiebeln und schon haben wir's.

Blöd nur, wir haben noch nix gepairt und die Kiste ist auch noch voll. Ich muss irgendwie die Wein-Aromen aufgreifen - einen kulinarischen Zwilling zum Wein bauen. - Da bietet es sich an, den Feta mit Bacon zu umwickeln. So lässt er sich auch viel besser zubereiten und zerfällt beim braten nicht. - Und wir haben das Raucharoma des Spätburgunders aufgegriffen!

Rheinhessiche Tapas
Gebratener Spundekäs' kurz vor dem braten

Die Kiste ist immer noch voll. Aber nicht mehr lange - sehe ich doch da eine Rote Bete. Der erdige Geschmack ist genau das, was ich für den Spätburgunder brauche.

Wenn es mir gelingt, damit so eine Art Ketchup herzustellen, dann kann ich eine Nelke rein tun und für die Süß-Sauer-Balance einen Esslöffel Kirschmarmelade! Fertig ist mein kulinarischer Zwilling für den Spätburgunder: Gebratener Spundekäs' mit Rote Bete-Ketchup

Rheinhessiche Tapas
Rheinhessiche Tapas


Rheinhessiche Tapas
traumhafter Spätburgunder vom Weingut Huff

Weiter gehts mit den Silvaner. Wie zum Henker bekommt man "Gras-Aroma" in's Essen? Am besten ohne Gras, denn das kaut sich so schlecht. Es dauerte lang aber ich mach's kurz: Sauerkraut! Ein gutes Weinsauerkraut riecht tatsächlich nach Gras. Und zudem ist es ein Rheinhessischer Klassiker - vor allem in Verbindung mit einem Saumagen.

Statt Saumagen tut's vielleicht auch die Fleischwurst aus der Kiste. Das Sauerkraut wird fein gehackt und die Wurst fein gewürfelt und verschwindet in einer deftig kräftigen Tortilla. - Bitte nicht mit dem mexikanische Fladenbrot verwechseln! Eine Spanische Tortilla ist quasi ein riesen-Omelette mit Kartoffeln. Da rüren wir das Kraut und die Fleischwurst rein, schmecken mit Muskat ab und schneiden die Tortilla in kleine Würfel.

Rheinhessiche Tapas
Sauerkraut-Tortilla

Dazu bitte ein Dip. Wie wär's mit "Birnen & Bohnen"? Das ist vielleicht nicht die Rheinhessische Küche der ersten Stunde aber zumindest eine urdeutsche Angelegenheit. Die Birne kommt mir grade recht zum Silvaner und der Bohne kann man auch etwas leicht grasiges abringen. Und schon hätten wir den kulinarischen Zwilling Nummer zwei für den Silvaner: Sauerkraut-Tortilla mit Birnen & Bohnen-Chutney

Rheinhessiche Tapas
Silvaner RS vom Weingut Posthof

Letzter Blick in die Kiste: Zwei Kohlrabi und ein Glas Wildkräuter-Pesto. Ein kurzer Geschmackstest zeigt mir: das ist genau was ich brauche! Schmeckt nach Waldspaziergang. Das passt ebenso zu den nassen Unterholztönen des Spätburgunders wie zur Wildkräuternote des Silvaners. Daraus machen wir eine deftige Kräutermajonnaise! Und nichts passt besser zu Majo als Pommes. Die Kartoffeln sind schon in der Tortilla verschwunden, also machen wir Kohlrabi-Pommes. Das schmeck sowiso viel besser. Legt mann die noch rohen Kohlrabi Pommes für einige Minuten in Salzwasser ein, verlieren sie Ihren muffigen Kohl-Geschmack und übrig bleibt ein feines frisches buttriges Gemüse-Aroma. Wie das zum Silvaner passt - ich bin echt ein Glückspilz!

Der Fairness halber packen wir noch ein paar Rote Beete Chips dazu, damit die Kräuter-Aioli auch für den Spätburgunder passt. Ich gebe es zu, die Chips habe ich nicht selbst gemacht. Rote Bete Chips kann man fertig kaufen und sie sind köstlich. Selbst machen ist ein ziemlicher Act und Energiebilanz-technisch auch garnicht zu vertreten. Mindesten 12h am Stück den Backofen an lassen ist im Sommer kein Spaß und kostet eine Menge Strom. Also besser fertig kaufen. Da hätten wir dann also Zwilling Nummer Drei: Kohlrabi-Pommes und Rote Bete-Chips mit Wildkräuter-Aioli

Rheinhessiche Tapas
So sehen Rheinhessiche Tapas aus!

Gebratener Spundekäs'


Zutaten

  • 200g Feta
  • 100g Bacon
  • 1 Charlotte
  • Paprika Pulver Edelsüß

Zubereitung

Die Charlotte in feine Ringe schneiden. Den Feta der Länge nach in Balken mit quadratischem Querschnitt schneiden und rundherum großzügig mit Paprikapulver bestreuen. Die Bacon-Scheiben leicht überlappend auf die Arbeitsfläche legen und die Feta-Stücke damit einwickeln.

In einer beschichteten Pfanne ohne Fett rundherum knusprig anbraten. In Würfelform portionieren, die Schnittflächen mit Paprikapulver bestreuen.

Mit Charlotten-Ringen dekorieren und warm mit einem Holzspieß servieren.

Rote Bete-Ketchup


Zutaten

  • 3 Rote Bete Knollen
  • 200 ml Apfelessig
  • 100 g brauner Zucker
  • 1 EL Kirschmarmelade
  • 1 rote Zwiebel
  • 1 EL Butter
  • 2 Gewürznelken
  • Pfeffer
  • Salz

Zubereitung
Die Rote Bete ungeschält in Salzwasser 30 min. kochen. Abkühlen lassen und anschließend mit Handschuhen schälen und in Würfel schneiden.

Die Zwiebel schälen und grob hacken. Mit Butter in einer Stielkasserolle anschwitzen. Anschließend den Zucker zugeben und karamellisieren lassen. Mit dem Essig ablöschen, die Nelken, Rote Bete Würfel und Kirsch marmelade zugeben und 10 Min. bei geringer Hitze köcheln lassen.

Stielkasserolle vom Herd nehmen. Alles mit einem Stabmixer fein pürieren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Kalt servieren.

Sauerkraut Tortilla


Zutaten

  • 2 Große Kartoffeln
  • 1/4 Ring Fleischwurst
  • 3 EL Weinsauerkraut
  • 6 Eier
  • Butterschmalz
  • Muskat
  • Pfeffer
  • Salz

Zubereitung

Die Kartoffeln und die Fleischwurst schälen und in sehr kleine Würfel schneiden. Das Weinsauerkraut abtropfen lassen und mit dem Küchenmesser etwas klein hacken.
Die Kartoffelwürfel mit Butterschmalz in einer beschichteten Pfanne von allen Seiten kross braten. Die Fleischwurst-Würfel zugeben und 3 min. mit Braten.

Die Eier mit Muskat, Pfeffer und Salz kräftig abschmecken und zu den Kartoffeln in die Pfanne geben. Einmal kräftig durchrühren und dann bei mittlerer Hitze weiter braten bis der Rand leicht bräunlich wird. Die Pfanne bei 180°C Heißluft für 10 min. in den Backofen stellen. Anschließend mit Hilfe eines Tellers das "Riesen-Omelette" vorsichtig wenden und die Rückseite ebenfalls anbraten.

Die Tortilla aus der Pfanne nehmen und in gleichmäßige Würfel schneiden und mit kleinen Holzspießen servieren.

Birnen & Bohnen-Chutney


Zutaten

  • 100g breite Bohnen
  • 1 EL Butter
  • 1 grüne Parika
  • 1 große Zwiebel
  • 1 (eher unreife) Birne
  • 100 ml Weißwein
  • Bohnenkraut
  • Salz
  • Pfeffer

Zubereitung

Die Bohnen in Salzwasser 10 min. kochen, abgießen und in kleine Stücke hacken. Paprika waschen vierteln und entkernen. Unter dem Grill oder auf höchster Stufe im Ofen rösten, bis die Haut dunkel wird. Unter einem feuchten Tuch abkühlen lassen, dann die Haut abziehen. Anschließend in sehr kleine Würfel schneiden.

Die Zwiebel schälen und fein hacken. Mit Butter in einer Stielkasserolle glasig dünsten. Bohnen, Bohnenkraut und Paprika zugeben und etwas anschwitzen. Mit Weißwein ablöschen. Birne schälen, würfeln und zugeben. 15 Min. Köcheln lassen bis der Wein nahezu verkocht ist und eine angenehme Konsistenz entsteht. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Kohlrabi-Pommes


Zutaten

  • 2 Kohlrabi
  • Salz
  • Oliven-Öl
  • Garam Masala Gewürz-Pulver

Zubereitung

Die Kohlrabi schälen, in 5mm Scheiben schneiden und diese in 5mm breite "Pommes" verarbeiten. Die Kohlrabi-Pommes 10 Min. in Salzwasser einlegen, anschließend gut abtropfen lassen, Olivenöl darüber träufeln und mit Salz und Garam Masala würzen. Anschließend auf ein Backblech legen und 15 min. bei 200°C Heißluft backen bis sie knusprig braun sind.

Wildkräuter-Aioli


Zutaten

  • 1 Ei
  • 200ml Olivenöl
  • 1TL Senf
  • 2 TL Wildkräuter-Pesto
  • Salz
  • Pfeffer
  • Zitronensaft

Zubereitung

Das Öl in einen hohen Rührbecher geben. Das Ei, Senf, Wildkräuter-Pesto und eine Prise Salz, etwas Pfeffer und einige Spritzer Zitronensaft hinzugeben. Alle Zutaten mit einem Pürierstab gut verquirlen.

Ich bin sehr gespannt wer gewinnt und was meine Mitstreiter so alles hervor bringen. Vielen Dank an Rheinhessenwein e.V. und Gourmet Connection für diese tolle Idee!

Hier die Links zu meinen Mitstreitern:

Held am Herd

Farbenfreundin

Mini.Me

House No. 15

Rhein herzt Elbe

Ina is(s)t

holy fruit salad!

Magentratzerl

Jankes Soulfood

Liebstöckelschuh

Salzig, Süß und Lecker

SPUNDEKÄS' 2.0

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Ich habe mir geschworen, nie wieder Versprechungen über irgendwelche noch folgenden Blogposts zu machen. Das Rezept für selbst gebackenes Baguette bin ich bis heute schuldig geblieben. Das liegt aber nicht etwa an meiner Faulheit sondern einzig und allein daran, das es so lecker ist, dass es mir bisher nicht gelungen ist Fotos davon zu machen. Die Ofentür ist noch nicht richtig offen, da fallen schon mehrere hungrige Mäuler über das Baguette her und hinterlassen lediglich ein paar knusprige Krümel.

Jetzt habe ich es wieder getan und habe ein Rezept für Spundekäs versprochen und um meinen Ruf zu retten, liefere ich diesmal auch zeitnah.

Im Zuge des Food-Blogger-Battles zur 200-Jahr-Feier Rheinhessischer Esskultur habe ich mich intensiv mit dem Thema Spundekäs auseinander gesetzt und eins ist sicher - er hat sich zu Recht zum Partyklassiker entwickelt. Er ist absolut köstlich, schmeckt so ziemlich jedem und wenn man sich nicht völligst blöde anstellt kann ihn absolut jeder geling-sicher zubereiten.

Wird es da nicht langsam Zeit, das Mettiegel-Image abzuschütteln und den Spundekäs auf das nächst Level zu heben?

Zutaten

  • 200g Frischkäse
  • 5 Radieschen
  • 2 Zucchini
  • 1TL Kümmel
  • 1TL Fenchelsaat
  • 1 Bund Wildkräutersalat
  • Olivenöl
  • Weinessig
  • 1 TL Rieslingsenf
  • Pfeffer
  • Salz
  • Schnittlauch
  • Dill

Zubereitung

Radieschen putzen und waschen. Ein Radieschen für die Dekoration in Stifte schneiden, die übrigen in ganz feine Streifen hobeln, salzen und 10 min. ziehen lassen. Die Radieschenstreifen in ein Küchentuch geben und die ausgetretene Flüssigkeit auspressen.

Kümmel und Fenchelsaat ohne Fett in eine Pfanne geben und bei mittler Hitze anrösten bis die Saatkörner anfangen zu “hüpfen”. Anschließend im Mörser zerstoßen.

Frischkäse mit den Radieschenstreifen mischen und mit Pfeffer, Salz und dem Fenchel-Kümmel -Gemisch kräftig abschmecken.

Zucchini mit dem Gemüsehobel längs in dünne Streifen hobeln. Aus dem Streifen den weichen mittleren Teil mit den Kernen herausschneiden. Nur die festen Seitenteile verwenden und zylindrisch aufrollen.

Salat waschen und trocken schleudern. Aus Olivenöl, Weinessig, Rieslingsenf eine Vinaigrette rühren und mit Pfeffer und Salz abschmecken.

Je drei Zucchinizylinder auf dem Teller anrichten und mit der Frischkäsemischung füllen. Den Salat drum herum anrichten und die Vinaigrette über den Salat träufeln. Mit Radieschenstiften, Schnittlauch und Dill dekorieren.

BLUTWURST IM SPECKMANTEL MIT KÜRBIS-DIPPELAPPE UND WIRSINGKRAUT

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Rheinhessen gibt sich die Ehre und lädt anlässlich seines 200. Geburtstags zum Blogger-Battle ein. Unter dem Motto “What The F..k is Spundekäs’?” sollen zwölf ausgesuchte Food-Blogger aus der Region nichts geringeres leisten, als die Rheinhessische Küche neu zu erfinden. Keine leichte Aufgabe und ich soll einer von ihnen sein.

Nicht einfach so - das wäre zu simpel - sondern in eng gestecktem Rahmen in Form einer Kiste mit Zutaten. Mindestens vier der insgesamt sieben Zutaten müssen in einem Gericht vorkommen. In der Kiste fanden sich:

  • ein Wirsing
  • ein Hokaido-Kürbis
  • ein paar Kartoffeln
  • eine Blutwurst
  • ein Glas Riesling-Senf
  • zwei Gläser Weingelee, rot & weiß

Zugegebenermaßen war ich zunächst etwas unterwältigt, was den Inhalt der Kiste angeht, aber Tradition ist eben nicht Innovation. Hat ja keiner gesagt, dass das ein einfaches Spiel wird - also Kampfgeist auspacken - wenn’s einfach wär’ könnt es ja jeder.

Dann gehen wir mal ganz analytisch an die Sache ran. Was macht die Rheinhessische Küche eigentlich aus? Wie weit kann ich mich aus dem Fenster lehnen ohne die Tradition zu verraten? Wie innovativ kann ich sein ohne die Authentizität zu verlieren? Und WTF is eigentlich Spundekäs’? Auch diese Frage habe ich natürlich eine Antwort gefunden:

Wie er schmeckt, was drin ist und wie er aussieht weiß jeder, der in Rheinhessen schon mal auf einer Party eingeladen war, aber was bitte soll das bedeuten? Spundekäß’? Ich werd’s euch sagen, Ehrensache.

Der Rheinhesse ist von Natur aus ein humorvoller Zeitgenosse - und weinselig obendrein. Eigentlich ist die Rheinhessische Küche nur eine Begleiterscheinung zum Wein. Nicht “Wein zum Essen” sondern “Essen zum Wein” lautet das Kredo. Deshalb ist das Essen auch vorwiegend deftig und selten fettarm, denn dann geht einfach mehr Wein rein. Praktisch veranlagt, der Rheinhesse.

Ein Spund - so habe ich gelernt - ist der Zapfen, der oben das Weinfass verschließt. Und der Spundekäs ist eben der kulinarische Zapfen, der nach einer weinseligen Nacht den Rheinhessen verschließen soll, damit der gute Wein bleibt wo er ist und nicht auf dem Heimweg auf der Straße landet. “Käse schließt den Magen” in der praktischen Anwendung.

Spätestens nach dieser Story war mir klar, dass ich dem Rheinhessen nicht mit irgend einem Sterne-Chi-Chi kommen kann. Was wir brauchen ist ein ehrliches, bodenständiges Gericht ohne viel Schnickschnack aber trotzdem raffiniert - und spektakulär lecker natürlich. Und wenn es der nächste Rheinhessenklassiker werden soll, muss es ein Gastro-taugliches Gericht sein, das jeder Winzer in seiner Hinterhofküche in großen Mengen problemlos zubereiten kann.

Wer ist der Star?

Meine ersten Versuche, ein Zanderfilet mit Blutwurst zu gratinieren, haben zwar funktioniert, das Ergebnis sah auch toll aus, aber es war einfach nicht lecker genug. Irgendwie war nicht klar wer hier der Star sein soll - die Blutwurst oder der Fisch? Also Haken dran, lassen wir das mit dem Zander und nochmal von vorne.

Warum dann nicht konsequent sein und die Blutwurst zum Star machen? Gebratenen Blutwurst ist nicht wirklich neu und auch ein bisschen fade aber wenn wir der Blutwurst ein bisschen “Wums” verleihen, mit etwas Speck zum Beispiel, dann könnte was draus werden. Also wickeln wir doch einfach die Blutwurst mit Bacon ein und braten das Ganze? Als Haftvermittler streichen wir vorher die Wurst mit dem leckeren Rieslingsenf ein. Die Säure gibt einen guten Kontrast zur eher süßlichen Note des gebratenen Specks und der Blutwurst.

Problemfall Wirsing

Da fehlen aber noch zwei Zutaten. Mindestens. Der Wirsing muss irgendwie mit rein. Rahmwirsing? Super lecker aber ein alter Hut - und sieht ausserdem aus wie gekotzt. Wirsing-Chips? Schmecken bitter und kleben am Gaumen. Klingt toll ist aber Schnickschnack.

Wir brauchen was neues. Was wirklich neues. Die Mission lautet schließlich “Innovation”. Wie wär’s denn zum Beispiel mit “roh”? Geht das? Ja geht, wäre auch unfassbar gesund. Der Wirsing hat jede Menge Vitamine, die Hitze gar nicht gerne mögen. Ist nur etwas schwer zu kauen, aber das kriegen wir in den Griff. Wir machen einen Krautsalat draus. In der Art eines amerikanischen Coleslaw aber mit einem urdeutschen Wirsing. Schließlich sind wir die “Krauts”. Die mechanischen Probleme lösen wir, indem wir den Wirsing wirklich hauchdünn schneiden und mindestens 24h ziehen lassen, die Zitrone und der Essig regeln das dann schon.

Ene mene muh…

Eine Zutat fehlt immer noch. In der Kiste liegen noch zwei Sorten Weingelee, ein Kürbis und ein paar Kartoffeln. Natürlich überlasse ich das nicht dem Zufall. Mit dem Weingelee habe ich schon was anderes vor: Handkäs-Carpacchio mt Blaubeermusik. Passt leider nicht ins Reglement, wird aber bestimmt auch ein Rheinhessenklassiker :-). Dazu aber ein anderes Mal mehr.

Bleibt noch der Kürbis und die Kartoffeln. Was bietet sich da mehr an als ein paar ehrliche Kürbis-Reibekuchen? Das ist alleine schon deshalb eine coole Sache, weil Reibekuchen im Rheinhessischen “Dibbelappe” genannt werden. Die sehen ja auch irgendwie aus wie Topflappen.

Jetzt haben wir’s

Klingt gut: Blutwurst im Speckmantel mit Kürbis-Dibbelappe und Wirsingkraut.
und schmeckt gut: Ein Gericht voller spanender Kontraste:

  • warm & kalt
  • süß & sauer
  • frisch & deftig
  • weich & knusprig
  • orange & grün
  • braun & weiß

Fünf von sechs Zutaten sind drin - “Bähm”. Ich bin zufrieden mit mir. Noch zufriedener wäre ich, wenn ich jetzt noch einen Morstein Riesling GG vom Wittmann dazu hätte. Der ist genauso Spannungsgeladen und voller Kontraste, wie mein neues Lieblingsgericht. Ja, der Wein kostet ein kleines Vermögen, aber das Essen kosten ja fast nichts. Und wie war das in Rheinhessen? - Richtig, erst kommt der Wein, dann das Essen.

Blutwurst im Speckmantel mit Kürbis-Dibbelappe und Wirsingkraut

1) Für die Blutwurstwürfel

Zutaten

  • 1 Blutwurst
  • 8 Scheiben Bacon
  • 1 TL Rieslingsenf
  • Schnittlauch
  • Zubereitung

Die Blutwurst in möglichst große Würfel schneiden, mit Rieslingsenf bestreichen und mit dem Bacon umwickeln. Den Schnittlauch einige Sekunden in kochendem Wasser blanchieren und kalt abschrecken. Die Blutwurstpäckchen wie ein Geschenk mit dem Schnittlauch einschnüren und von allen sechs Seiten knusprig braun anbraten.

2) Für den Krautsalat

Zutaten

  • 1 Wirsing
  • 1 Zwiebel
  • 1EL Butter
  • 200g Majo
  • 100ml Sahne
  • 2EL Rieslingessig
  • 1 EL Limettensaft
  • 2 EL Zucker
  • 1 TL Selleriesamen
  • ½ Bund frischer Estragon
  • Salz
  • Pfeffer

Zubereitung

Vom Wirsing die Blätter abpflücken, von jedem Blatt die Mittelrippe rausschneiden, waschen, trockenschleudern und ordentlich aufstapeln. Den Wirsingstapel in hauchfeine Streifen schneiden. Die Zwiebel schälen und fein würfeln, in Butter anschwitzen und abkühlen lassen. Den Selleriesamen im Mörser zerstoßen. Estragon fein hacken.
Den fein geschnittenen Wirsing mit den übrigen Zutaten gut vermischen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und über Nacht durchziehen lassen.

3) Für die Dibbelappe

Zutaten

  • 1 Hokaido Kürbis
  • 1kg Kartoffeln
  • 1 Ei
  • 4 EL Speisestärke
  • Salz
  • Pfeffer
  • Muskat
  • öl zum braten
  • Zubereitung

Den Kürbis waschen, halbieren, die Kerne entfernen und mit der Küchenreibe grob raspeln. Kartoffeln schälen und ebenfalls raspeln. Kürbis und Kartoffeln mit dem Ei und der Speisestärke mischen und mit Muskat, Pfeffer und Salz kräftig abschmecken. Die “Dibbelappe” portionsweise goldgelb ausbacken.

Der Bonustrack

Weil ich grade so gut drauf bin, packe ich noch einen drauf. Ausser Konkurrenz, wegen der Zutaten, aber mehr denn je im Thema. Meine Antwort auf die wichtigste aller Fragen: WTF is Spundekäs?

Zucchiniröllchen mit weißem Spundekäs mit Radieschen, Fenchelsaat und Kümmel auf frischem Sommersalat und Rieslingsenf-Dressing. Das Rezept dazu kommt bald in einem anderen Post.

Möge der Beste gewinnen

Die Konkurrenz ist hart und nicht zuletzt der ausgelobte Preis wird alle Beteiligten zu Höchstform auflaufen lassen: Ein Jahresvorrat an Rheinhessischen Weinen. Ja - hätte ich gerne.

Vielen Dank an Gourmet Connection für die Einladung zum Wettbewerb und die tolle Idee.

Was meine Mitstreiter zu Stande gebracht haben, könnt ihr hier nachlesen:

Baby rock my day
Rheinhessischer Kürbis-Zwiebel-Kuchen mit lauwarmen Wirsingsalat

Bushcooks kitchen
Rheinhessische Kleinigkeiten

Dila vs. Kitchen
Süß-Scharf glasierte Kürbis-Gnocchi mit Blutwurst

Filine bloggt
Spicy Kürbissuppe mit Blutwurst-Chips und Wirsing-Bratkartoffelsalat mit Blutwurst und Riesling-Senf Dressing

Held am Herd
Rheinhessisches Urmeer-Menü

Katha kocht
Kürbis Kartoffelküchlein mit Blutwurst und Wirsing

Lecker muss es sein
Rheinhessische Summer-Roll

Lecker & Co.
Bratapfel mit Kürbis-Kartoffel-Füllung und Blutwurst-Jam

Liebstöckelschuh
Kürbismaultaschen auf Wirsingbett mit Kartoffelsalat

Moderne Topfologie
Duett von der Blutwurst

Voll gut & gut voll
Rheinhessischer Kürbisauflauf mit Wirsing Chips