Dreams on a Plate

ZUCCHINI-SPAGHETTI MIT SHRIMPS UND FENCHEL

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Gemüse-Spaghetti sind was tolles, wenn man das richtige Werkzeug hat um sie zuzubereiten. Ich habe sie tatsächlich schon aus lauter Verzweiflung und mangels geeigneten Werkzeugs mit dem Messer geschnitten. Das geht auch, ist aber eigentlich ein Fall für Amnesty International. Diese ganzen gargelichen Plastik-Kurbel-Maschinchen konnten mich da nicht wirklich überzeugen.

Bis mir dieser Spiralschneider begegnet ist. Total geniale Idee, preiswert, einfach zu bedienen, klein & Kompakt und leicht sauber zu machen. Er funktioniert nur bei länglichen Gemüse also Zucchini, Karotten , Gurken etc. - für Kartoffeln, Kürbis & Co. ist das nicht das richtige Gerät. Man schraubt einfach auf der einen Seite das Gemüse rein und auf der anderen Seite kommen - wenn man’s richtig macht - 12 Acht Meter lange Gemüsestreifen raus. Man muss dazu nicht sonderlich talentiert sein, den Dreh hat man relativ schnell raus. Es empfiehlt sich aber, die Gemüse-Spaghetti anschließend mit der Schere in “normale” Längen zu schneiden, sonst wird’s etwas kompliziert beim Essen.

Bei der Gelegenheit möchte ich auch gleich meine zweite Wunderwaffe vorstellen: Noilly Prat. Noilly Prat ist ein französicher Wermut - also quasi sowas ähnliche wie Martini. Er wird aus zwei verschieden Weißweinen zusammengestellt, mit Kräutern aromatisiert und auf 18% “aufgespritet” - so nennt man das, wenn zu dem Alkohol im Wein noch zusätzlich welcher zugegeben wird. Der gemeine Franzose trinkt das eigentlich als Aperitiv - mag ich nicht so gerne, aber zum kochen - genial. Passt zu allem was irgendwie mit Fisch zu tun hat. Bringt richtig “Wumms”.

Zutaten

  • 4 Zucchini
  • 1 Fenchel
  • 2 Knoblauchzehen
  • 2 Schalotten
  • 8 große Garnelen, roh mit Schale
  • Olivenöl
  • 5cl Noilly Prat
  • 200ml Wasser
  • 12 Kirschtomaten
  • Pfeffer
  • Salz

Zubereitung

Zucchini waschen und mit dem Spiralschneider zu “Spaghetti” verarbeiten. Vom Fenchel das Grüne abschneiden und aufbewahren, Fenchelknolle halbieren und den Strunk entfernen. Anschließend in keine Würfel schneiden. Schalotten schälen und grob hacken. 1 Knoblauchzehe mit Schale grob platt drücken, die andere schälen und in feine Scheiben schneiden. Garnelen auslösen, Schalen und Köpfe aufbewahren, die Garnelen je nach Größe und Vorlieben entweder am Stück lassen oder in mundgerechte Stücke schneiden. Kirschtomaten in dünne Scheiben schneiden, wer faul ist halbiert sie einfach.

Schalen und Köpfe, das grüne vom Fenchel, die zwei Schalotten und eine platt gedrückte Knoblauchzehe in Olivenöl scharf anbraten, mit Noilly Prat ablöschen, Wasser zugeben und zugedeckt 10 min köcheln lassen. Durch ein feines Sieb abgießen, den Fond auffangen, das Schalen-Geraffel entsorgen.

In einem kleinen Topf Olivenöl erhitzen, Fenchelwürfel darin kurz anschwitzen, den Garnelenfond zugeben und 10 min. zugedeckt köcheln lassen.

In einer großen Pfanne (so groß, dass später der ganze Berg Zucchini rein passt) Olivenöl erhitzen und die Garnelenstücke mit den Knoblauchscheiben kurz scharf anbraten. Hitze reduzieren, und je nach Größe weiter braten, bis sie “durch” sind. Fenchelwürfel mit dem Garnelenfond, Zucchini-Spaghetti und Kirschtomaten zugeben und kurz durchschwenken bis die Zucchini-Spaghetti auf Temperatur sind. Nicht zu lange, sonst wird alles Matsch. die Zucchini-Spaghetti sollen noch Biss haben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

E. GUIGAL - COTE ROTIE LA TURQUE 1999

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Die Côte-Rôtie ist ein kleines Weinbaugebiet am nördlichen Ende der Rhône-Region. Auf deutsch übersetzt bedeutet Côte-Rôtie soviel wie “gebratene Hänge” womit klar wäre, was hier im Sommer wettertechnisch los ist.

Glücklicherweise herrscht in der Gegend ein günstiges Mikroklima, das durch einen lokal auftretenden kühlen Nordwind die Reben vor dem Hitzetod schützt. Im Ergebnis entstehen hier sehr kraftvolle und vielschichtige Weine von besonderer Qualität. Diese bestehen stets zum größten Teil aus Syrah, dem eine kleine Menge der weißen Rebsorte “Viognier” beigemischt wird. Diese soll den von Natur aus hohen Tannin-Gehalt des syrah etwas geschmeidiger machen.

Jetzt sollen aber Fachleuten zufolge ausgerechnet die Guigal-Weine gar keine typischen Côte-Rôties sein. Guigal verwendet für seine Weine nur extrem reife Trauben und lässt sie bis zu vier Jahre im Barrique reifen.

Ob das gut oder schlecht ist, darüber streiten sich Experten und Liebhaber gleichermaßen. Kritiker vermissen in den kraftvollen und fruchtbetonten Guigal-Weinen die delikate Eleganz der klassischen Côte-Rôties. Weinpapst Robert Parker hingegen gibt dem 1999er La Turque 100 von 100 Punkten - eine seltene Auszeichnung für absolute Perfektion und ein garant für exorbitante Flaschen-Preise.

Ich selbst kann jedenfalls beim La Turque kein Mangel an Raffinesse feststellen. Ganz im Gegenteil: Tiefdunkles Purpurrot. Wahnsinnig verführerisches Bouquet, intensiv duftend nach schwarzen Johannisbeeren, Kakao, Röstaromen, mit einer leichten Vanille-Note. Am Gaumen konzentrierte Frucht, rein, dicht, saftig, wunderbar feine Tannine. Perfekt ausbalanciert, langer und intensiver Nachhall der an feuchten Waldboden erinnert. Durch und durch ein sensationeller Wein und ein krönender Abschluss für unseren Weinabend der superlativen.

E. Guigal
Côte-Rôtie La Turque 1999
Rhone, Frankreich
ca. € 550,-

CHATEAU CHEVAL BLANC 1ER GRAND CRU CLASSÉ 1964

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Würde man Wein-Enthusiasten befragen, für welchen Wein sie bereit währen, sich den keinen Finger abhacken zu lassen, würden wahrscheinlich acht von zehn ohne zu zögern “Chateau Cheval Blanc 1947” sagen. Er gilt als “der Wein” aller Zeiten - das größte, was jemals in Flaschen abgefüllt worden ist. Bei dem Alter entsprechend rar und wenn man überhaupt jemanden findet, der bereit ist einen her zu geben, müsste man einen wahnwitzigen Preis dafür hinlegen müssen.

2010 wurde bei Christie’s in der Schweiz die Rekordsumme von € 224.000,- für eine Flasche des 1947er Jahrgangs erzielt. Man muss aber dazu sagen, das es sich dabei um eine Impérial-Flasche handelt - die einzige bekannte Sechs-Liter-Flasche dieses Jahrgangs. Aber auch wenn man den Preis auf die Menge einer normalen 0,7l Flasche runter rechnet, liegt man immer noch beim Gegenwert eines Kleinwagens.

Noch eine kleine Anekdote: Im Animationsfilm “Ratatouille” ordert der bösartige Gourmetkritiker Anton Ego in Linguinis Restaurant einen Château Cheval Blanc 1947. - Witzig, das der kleine Linguini ganz selbstverständlich so etwas im Keller liegen hat. Die Jungs von Pixar haben echt Humor!

Wir hatten es eine Nummer kleiner, aber nicht minder spektakulär. Unser Wein Nr. 5 auf der Liste der Superlativen war ein Chateau Cheval Blanc 1964. Mit über 50 Jahren auf der Uhr auch schon ziemlich alt und auch nicht irgendein Jahrgang, sondern ebenfalls ein Ausnahmejahrgang von herausragender Qualität. Ich erstarre vor Ehrfurcht und bin zugleich ganz hibbelig vor Aufregung. Mir wird klar, dass hier gerade etwas absolut einzigartiges von Statten geht, das einem bestenfalls einmal im Leben widerfährt. Und in ca. einer Stunde ist alles vorbei. Also schön aufmerksam sein, nicht verkrampfen, den Augenblick genießen. Genau jetzt freue ich mich nochmal extra, dass Barry mich zu diesem spektakulären Abend eingeladen hat und dass der äußerst wackelige Termin tatsächlich zustande gekommen ist.

Jetzt steht er vor mir, der Chateau Cheval Blanc 1er Grand Cru Classé 1964. Tief dunkelrote, fast schwarze Farbe, intensive Nase nach dunklen Früchten, Tabak und geräuchertem Schinken, Kirschmarmelade und nassem Holz. Extrem vielschichtige, komplexe Aromen. Sehr harmonisch im Geschmack, Zedernholz, Gewürze, wieder Kirschmarmelade und Bitterschokolade. Reife, seidige Tannine sehr elegant und ausgewogen. Nicht Superlang im Abgang aber sehr intensiv.

Ein großartiges und unvergessliches Erlebnis. Ein Wein, tiefgründig und inspirierend wie ein Gespräch mit einem weisen alten Mann.

Chateau Cheval Blanc
1er Grand Cru Classé 1964
Saint-Emilion, Frankreich
Preis: Unbezahlbar

TENUTA DELL'ORNELLAIA BOLGHERI ROSSO SUPERIORE DOC 2008

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Wein Nr. 4 an diesem Abend und der erste rote stammt aus der Toskana. Der Ornellaia Bolgheri Rosso Superiore DOC 2008 ist ein sogenannter Bordeaux-Style-Cuvée - also in der Zusammensetzung dem klassischen Franzosen nachempfunden. Weil er damit so ziemlich gegen alle italienischen Weinbauregeln verstößt, ist er formal betrachtet nur ein einfacher Vino di Tavola, also ein Tafelwein. Allerdings wirklich nur auf dem Papier, denn in Sachen Qualität und auch beim Preis ist er genau am anderen Ende der Fahnenstange anzusiedeln.

Der 1998er Jahrgang diese Weines wurde vom Wine Spectator zum “besten Wein der Welt” gekürt. Traditionelle Werte hin oder her - das ist schon mal eine Hausnummer.

Wir hatte nun den 2008er vor uns. Wie in jedem Jahr in der klassischen Zusammensetzung aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot, die Mengenverhältnisse variiert der Kellermeister aber von Jahrgang zu Jahrgang um jeweils das optimale Ergebnis zu erzielen. Beim 2008er Jahrgang ist der Merlot-Anteil mit 27% etwas größer als sonst. Dieser Trick soll den Tanninen etwas mehr Charme verleihen, die aufgrund des vergleichsweise kühlen Sommers sonst etwas ruppig wären.

Schon bei der Weinlese wird deutlich dass im Hause Ornellaia ohne jeden Kompromiss auf maximale Qualität gezielt wird. Die Trauben werden nicht etwa in einem Rutsch abgeerntet, sondern über mehrere Wochen in vielen Durchgängen immer nur die Trauben eingeholt, die den perfekten Reifegrad erreicht haben. Jeder der vier Grundweine wird zunächst separat verarbeitet und einem maßgeschneiderten Vinifizierungsprozess unterzogen. Ornellaia geht sogar so weit, dass aus der gleichen Traube unterschiedliche Grundweine mit abweichenden Gärtemperaturen und Mazerationszeiten erstellt werden. So entstehen bis zu 65 verschiedene Grundweine aus denen der Kellermeister seinen Cuvée orchestrieren kann. Es folgen 18 Monate im Holz und weitere 12 Monaten in der Flasche. Viele Aufwand für einen Wein, der aber offensichtlich notwendig ist um diese beeindruckende Qualität zu erreichen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Tiefdunkles Rubinrot, im Innern fast schwarz. Betörende Nase mit Noten von Cassis, Brombeeren, leichter Anklang von frischem Gummi. Am Gaumen dicht und fleischig mit Aromen von Leder, Graphit, Schokolade und reifen Pflaumen. Seidige Tannine - der Merlot-Trick hat ganz offensichtlich funktioniert. Ein durch und durch perfekt ausbalancierter Wein.

Dazu gab’s ein Entrecote von Hinterwäldler Weiderind am Stück perfekt auf den Punkt gegart. Eine perfekte Kombination die dem Wein nochmal mehr die Möglichkeit gibt zu zeigen was in ihm steckt.

Tenuta dell'Ornellaia
Ornellaia Bolgheri Rosso Superiore DOC 2008
Toskana, Italien
ca. € 160,00

F.X. PICHLER - “UNENDLICH” RIESLING SMARAGD 2006

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Der dritte von sechs Weinen an diesem Abend und der letzte weiße. Was soll ich sagen, mir gehen langsam die Adjektive aus. Nach der schon sensationellen Abtserde von Keller jetzt also nochmal eine Schippe drauf. ich kann es nicht anders sagen, dieser Wein hat was magisches. Völlig anders als alles was ich bisher probiert haben - überhaupt nicht Riesling-typisch, absolut eigenständig, eine Klasse für sich.

Wer genau hinsieht, kann auf dem Etikett des “Unendlich” die Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte ausmachen. Es gehört schon ein gewisser Mut dazu, ist doch die Königin der Nacht alles andere als eine liebreizende Persönlichkeit. Aber musikalisch lässt sich da sicher die eine oder andere Parallele ziehen. Die bekannte Arie “Der Hölle Rache” ist ein extrem anspruchsvolles Gesangsstück mit einem Tonumfang über zwei Oktaven. Wenn Geschmack Oktaven hätte, würde der “Unendlich” sicher auch mindestens über zwei Oktaven gehen - das Spektrum, das dieser Wein an den Tag legt kommt dem schon sehr nah.

Interessant ist sicher auch, dass die Arie zu den ausgewählten Musikstücken gehört, die als Beispiele für die Musik der Menschheit an Bord der Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 ins Orbit geschossen wurde. Sollte es eines Tagen eine Voyager 3 geben sollte die NASA in Erwägung ziehen, als Beispiel für die hohe Kunst des Weinbaus und Beleg für die Fähigkeit unserer Spezies zu Genuss und Perfektion eine Flasche Wein mit zu schicken. Der FX Unendlich Riesling Smaragd 2006 wäre dafür sicher ein geeigneter Kandidat.

Gut dass diese Flasche nicht ins Orbit geschossen wurde sondern in meinem Glas landet. Die dunkelgelbe Farbe und eine fast dickflüssige Konsistenz lassen auf ein konzentriertes Erlebnis hoffen. Ich bin gespannt. Die Nase passt zur Farbe - Trockenobstaromen, Quittengelee, sehr vielschichtig und nuancenreich. Im Geschmack erinnert er an sehr alte französische Weißweine, extrem konzentriert, ein bisschen wie Sherry. Aromen von Honig und reifen Pfirsichen. Deutlich erkennbare Botrytistnote.

Botrytis klingt wie eine Krankheit ist aber in Wahrheit eine Edelfäule, die die Trauben austrocknen läst und im Innern der Trauben spektakuläre chemische Prozesse startet. Dadurch entsteht dieser ganz spezielle honigartige Geschmack. Pichler ist dafür bekannt, dass er die Trauben länger hängen lässt als irgend ein anderer Winzer sich das jemals trauen würde. Das kann voll nach hinten los gehen und verlangt eine Menge Mut oder wie im Falle von Pichler ganz souveräne Erfahrung.

Alle Aromen sind so voller Frucht und Süße aber zugleich perfekt in die Säure eingebunden und ausbalanciert, dass der Wein auf ganz seltsame Weise zugleich süß und trocken ist. Vielleicht ist es genau dieses Spannungsfeld, das den Wein so einzigartig macht.

Im Abgang kommen dezente Vanille und Tropenfrüchte dazu - in einer Länge die dem Wein seinen Namen gegeben hat: Unendlich.

F.X. Pichler
FX Unendlich Riesling Smaragd 2006,
Wachau, Österreich
€ 189,-