Linsen waren mir von jeher nur als eher uneleganter Samstags-Mittags-Eintopf bekannt. Und dann war da noch dieses unsägliche hessische Mundart-Gedicht, das sich tief in meine Hirnrinde gebrannt hat und mir wie ein lästiger Ohrwurm immer als erste Assoziation in den Kopf schießt, wenn es um Linsen geht:

die Linse - wo sin'se
im Dippe se hippe
se koche drei Woche
sin hart wie die Knoche

Natürlich haue ich den Spruch jedesmal raus, wenn er mich befällt. Sogar bei Kontaktlinsen. Sehr zum Leitwesen meiner Mitmenschen. Alles in der Hoffnung er könnte vielleicht jemand anderen anspringen und ich bin ihn los. Beim ersten Mal witzig, aber nicht lange, denn wie ein guter Ohrwurm kann er sich auf wundersame Weise teilen und existiert dann zweimal.

Keine guten Vorraussetzungen für mich und die Linse. Aber mit dem Alter wird man gnädig und gibt auch seinem ärgsten Feind eine zweite Chance. Ganz objektiv betrachtet sind Linsen nämlich eine sehr leckere und zudem noch gesunde und nahrhafte Sache.

Ich nehme sehr gerne Belugalinsen. Sie haben Ihren Namen vom gleichnamigen Kaviar. Natürlich schmecken sie überhaupt nicht nach Fisch sondern elegant, nussig und fein. Der Name kommt lediglich von der Optik. Der große Vorteil dieser Linsenart ist, dass man sie nicht einweichen muss und sie beim kochen ihre Form behalten.

Bei der Zubereitung muss man nur eine einzige Sache beachte - und das ist genau das, was der Verfasser des oben genannten Gedichts ganz offensichtlich falsch gemacht hat: Linsen immer ohne Salz kochen, sonst werden sie niemals weich. Auch nach drei Wochen nicht. Warum das so ist? Keine Ahnung - aber ich werde versuchen es raus zu finden. Lässt man das Salz weg, sind die Linsen nach 20 min. auf den Punkt gar und man kann wunderbare Dinge damit anstellen - und natürlich darf dann auch Salz an’s Essen.

Wie wär’s zum Beispiel mit einem Linsensalat? Ein wunderbar leichtes Gericht, proteinreich und Low-Carb. Dazu passt gedünsteter Fisch oder eine gebratene Jakobsmuschel. Einer meiner Vorspeisen-Klassiker.

Zutaten

Rezept für 8 Vorspeisen-Portionen

  • 250g Belugalinsen
  • 1 Bund Radieschen
  • 1 Bund glatte Petersilie
  • 1 saurer Apfel
  • Himbeer-Essig
  • bestes Olivenöl
  • Pfeffer, Salz
  • 8 Jakobsmuscheln

Zubereitung

Linsen ohne Salz in ca. 1 Liter Wasser 20 min kochen. Durch in Sieb abgießen und abkühlen lassen. Petersilie fein hacken. Radieschen in minikleine Würfel schneiden. Den Apfel schälen und ebenfalls fein würfeln. Linsen, Radieschen- und Apfelwürfel gut vermischen. 3-4 EL Himbeer-Essig und nach belieben Olivenöl zugeben. Mit Pfeffer und Salz abschmecken. Wer es eher fettarm mag kann das Olivenöl auch weg lasen. Fett schmeckt halt. Aber es geht auch ohne.

Jakobsmuscheln braten ist ganz einfach, wenn man weiß wie’s geht. Wenn nicht, geht es in die Hose. 100%ig. So geht’s: Jakobsmuscheln waschen und gründlich trocken tupfen. Die Pfanne auf dem Herd (ziemlich) heiß werden. Etwas Öl in die Pfanne geben und die Jakobsmuscheln in die Pfanne legen und nicht mehr bewegen. Nicht durchschwenken, nicht hin und her schieben, nicht nachsehen ob sie schon braun sind. Garnicht anfassen. nach 2-3 min. Wenden und wieder 2-3 min. nicht anfassen. Dann sind die leckeren Dinger auf den Punkt. Nach 2 min. innen noch glasig, nach 3 min. fast durch. Frischer Pfeffer und etwas Vanille-Salz machen sich gut auf den Jakobsmuscheln.

Was passiert, wenn man sie doch anfasst? Dann ziehen sie Wasser, kochen eher als zu braten und werden zäh und nicht knusprig. - Nicht gut.